2011/06: Mario Eustacchio: Der Wolf legt den Schafspelz ab

Als angeblich sachlicher und gemäßigter FPÖler trat Eustacchio anfangs auf. Inzwischen hat er bewiesen, dass er mit Rechtsextremismus sehr gut kann.

Missverständnis Kurswechsel

Als Mario Eustacchio 2008 Susanne Winter als Stadträtin ablöste und wenig später Stadtparteiobmann wurde, kündigte er einen neuen Kurs an: Er gab sich als „wertkonservativer Rechter“ aus, der einen sachlichen Stil bevorzuge. „Während Winter laut gebrüllt und gehetzt hat, ist der Ex-Banker so leise, dass er öffentlich kaum wahrnehmbar ist“, urteilte etwa die „Kleine Zeitung“ wohlwollend (12.11.2009). Als der RFJ-Funktionär Richard Pfingstl im Jänner 2009 angeblich ohne Absprache eine Presseaussendung verschickte, in der er dem „Falter“ vorwarf für die „Feindmächte unseres Volkes“ und „Drogenneger“ zu arbeiten und wörtlich „eine Nasen- und Anus-Kontrolle“ der „Falter“-MitarbeiterInnen verlangte, musste er aus dem Vorstand zurücktreten. Doch der Eindruck, dahinter stünde ein inhaltlich anderer Kurs, hat grob getäuscht. In den letzten Monaten bewies Eustacchio, „Alter Herr“ der Burschenschaft Stiria, dass er möglicherweise etwas intelligenter und taktisch versierter ist als Pfingstl und Winter, aber genauso 100%ig hinter der rechtsextremen und rassistischen Politik der FPÖ steht wie alle FunktionärInnen unter Gerhard Kurzmanns Fittichen.

Mario Eustacchio: Applaus für den rechtsextremen Kurs der FPÖ

Die erste Ausgabe 2011 des freiheitlichen Blattes „Der Uhrturm“, die an alle Haushalte zugestellt wurde, erwies sich als rassistisches Machwerk der übelsten Sorte: In großen Lettern kündigte Eustacchios FPÖ „Ausländerwahlrecht“ und Moscheen als vermeintlichen Plan der übrigen Parteien an, den sie mit den Worten „Graz schafft sich ab“ betitelte – vor dem Hintergrund des Bildes einer von einem feuerroten Himmel bedrohten Stadt. Neben den üblichen Standardfloskeln gegen MigrantInnen wetterte
Eustacchio gegen Integrations-und Deutschkurse, gegen die Anstellung von ZuwandererInnen, gegen das kommunale Wahlrecht und selbstverständlich gegen die in Graz vorgesehenen Moscheen. Weil der von der FPÖ erwünschte Mob gegen den Moscheenbau noch nicht so recht in Schwung kommen will, hilft Eustacchio mit Lügen nach: So behauptete „Der Uhrturm“, Bürgermeister Nagl wolle die Kreuze aus den Schulen verbannen, aber dafür Moscheen errichten. Kleinlaut musste Eustacchio zwar im Interview mit der „Kleinen Zeitung“ einräumen (26.4.2011), dass das nicht stimme, aber im selben Gespräch bekräftigte er den inhaltlichen Kurs. Er werde wieder Alexander Segert, den Schweizer Wahlkampfberater, der für das Hetzspiel „Moschee baba“ verantwortlich zeichnet, für den Wahlkampf 2012/13 engagieren. Stolz bekannte er sich dazu, bei allen Förderungen im Integrationsbereich und für Frauenorganisationen dagegenzustimmen.

„Feuerredner“ fürs „Deutsche Reich“

Die Anerkennung der rechtsextremen Szene blieb nicht aus: Bei der Sonnwendfeier des Wiener Koporationsrings am 21.6.2011, ausgerichtet von der am Rand des Neonazismus dahintümpelnden Burschenschaft Olympia, ist Eustacchio als „Feuerredner“ vorgesehen. In einem Gespräch mit dem „Standard“ versicherte er, dass er diese Rede „natürlich“ halten werde. Er gehöre durchaus zum „rechten Lager“, zitiert ihn der „Standard“ (Anm.: rechts in einer rechtsextremen Partei…) und er „applaudiere, dass die FPÖ im neuen Parteiprogramm wieder ein Bekenntnis zur deutschen Sprach- und Kulturgemeinschaft abgeben werde.“ Die Neonazis von alpen-donau.info haben sich mit dem Grazer Stadtparteiobmann versöhnt: Die Ankündigung seiner „Feuerrrede“ beginnt mit den Worten: „Mit denjenigen Organisationen, die aktiv am Aufbau des Deutschen Reiches arbeiten, sehen überall auf der ganzen Welt volkstreue Kameraden zum nächtlichen Feuer auf die Höhen hinaus.[…] Der Grazer Stadtrat Mario Eustacchio wird heuer bei der Sonnwendfeier der Österreichischen Landsmannschaft in Verbindung mit dem Wiener Korporationsring die Feuerrede halten. Die Sonnwendfeier hat in Wien eine über hundert Jahre alte Tradition und galt seit jeher als Mahn- und Bekenntniskundgebung der dort lebenden Deutschen.“

Einladung des Wiener Korporationsrings zur diesjährigen Sonnwendfeier

Sag mir wer deine FreundInnen sind…

Die Homepage „stopptdierechten“ sah sich Eustacchios Facebook-Freunde genauer an und stellte fest, dass sich mehrere AntisemitInnen und Neonazis darunter befinden. Eine Facebook-Freundin namens Andrea Reichart postete etwa: „Du bist ein
dummes kleines Judenschwein. Ich nehm dich mit ins Schlachthaus und lass dich schön den Boden aufschlecken, Saujud…“ Ein anderer neonazistischer User empfahl ein Youtube-Video mit dem Titel „Graz City of Moscheen“ – ein übles antimuslimisches Hetzprodukt. Eustacchio postete ein „Gefällt mir“ und stellte gleich klar, dass er damit nicht die Tatsache meine, „dass so etwas in Graz geplant ist“, sondern den Umstand, dass jemand „auf diese Weise Missstände in Graz aufzeigt.“ Eine Moschee – ein „Missstand“? Und Applaus für eine feindselige, verlogene Stimmungsmache, deren MacherInnen es nicht einmal zu blöd ist, dass Video mit einem Hahnenschrei und einem „Wacht auf“ beginnen zu lassen? Kein Problem hat Eustacchio offenbar auch damit, sich mit Neonazis auszutauschen. Der Poster, der den Film bewarb, stellt sich auf seinem Profil mit „Deutsche Ostmark“, Frank Rennicke, Nordfront und Lunikof vor.

Quellen:
PA von Pfingstl am 27. Januar
2009; „Kleine Zeitung“ am 29.09.2008,
12.11.2009, 26.04.2011; Der Standard am
9.6.2011; alpen-donau.info gesehen am
Einladung des Wiener Korporationsrings zur diesjährigen Sonnwendfeier 10.6.2011; www.stopptdierechten.at